Kein billiges Vergnügen

Übernachten auf einem Porsche: So schläft es sich im 5.000-Euro-Zelt

Mit dem Porsche-Dachzelt auf einem Porsche übernachten? Geht! Kostet 5.000 Euro. Einmalig. Ist auch ein einmaliges Erlebnis.

Nichts ist unmöglich. Von wegen Toyota! Dieser Spruch passt in diesen Tagen eher zu Porsche. Wer hätte gedacht, dass man einen echten 911er zum Dünen-Surfer machen kann? Der Dakar, soeben bei der Los Angeles Auto Show vorgestellt, hat es tatsächlich drauf. Oder mit dem Porsche zelten gehen. Nur was für Freaks? Eher ziemlich stilvoll! Mit einem eigenen Dachzelt, das die Zuffenhausener jetzt auf den Markt gebracht haben. Das passt sowohl auf einen Elfer, aber auch auf Macan, Cayenne, Panamera und Taycan. Wie sich das anfühlt? Wir haben es ausprobiert.

Weiß-Blau - in dieser bayerischen Farbkombination warten zwei Porsche Taycan auf ihre Übernachtungsgäste. Der Elektro-Porsche hat sich schon über 100.000 Mal verkauft. Das Dachzelt (noch) nicht.

Übernachten im Porsche-Dachzelt: Es kann kalt werden in Kalifornien

Kojote oder Klapperschlange – das ist hier die Frage. Beiden wollen wir mitten in der Nacht nicht unbedingt begegnen. Einen Kojoten zumindest hat man schon gehört. In 1,50 Meter Höhe über dem Erdboden, einen ganzen Porsche Taycan Cross Turismo unter sich, hat uns das Heulen keine Angst gemacht. Aber jetzt da der Harn drängt, jetzt wird es ernst. Kojoten sind zwar wolfsähnliche Tiere – aber eigentlich machen sie einen großen Bogen um die Menschen. Also, nur Mut: Wir klettern die Alu-Leiter hinunter, eine Stirnlampe auf dem Kopf. Grubenleuchten hat man sie früher genannt. Schlechte Assoziation. Erinnert uns nur an das Grubenorgan einer Klapperschlange. Das ist eine Art Wärmesensor, mit denen die klapprigen Biester feinste Temperaturunterschiede erkennen und deshalb nachts jagen gehen. Normalerweise.

Aber nicht bei diesen Temperaturen. Denn es kann kalt werden in Kalifornien. Hier in den Bergen von Santa Monica, gleich hinter Malibu hat es im November nur acht Grad. Da schlängelt der Schlingel mit der Klapper hoffentlich nicht durch die Nacht. Ist ja auch ein Reptil, das es warm mag. Mit den Badelatschen gehen wir zu einem Felsvorsprung. So viele Lichter unter uns, in der Ferne leuchtet die Megalopolis Los Angeles wie eine Feuersbrunst. Oben drüber liegt ein makellos kalter und vor allem klarer Sternenhimmel. Wenn es Nacht wird über Malibu….

Good Morning, America! Etwas verknittert aber begeistert über die Nacht im Dachzelt sieht sich unser Autor Rudolf Bögel den Sonnenaufgang in den Bergen von Malibu an.

Übernachten im Porsche-Dachzelt: Hotelzimmer für Naturliebhaber kostet 5.000 Euro

Manche Leute liegen mehr in ihrem Porsche-Sitz, weil das lässig ist. Wir liegen auf dem Porsche – und das ist noch viel lässiger. Denn jetzt gibt es sogar ein Dachzelt aus Zuffenhausen. Mit dem können Freunde und Feinde der Sportmarke jetzt das tun, was sie schon lange machen wollten. Endlich mal einem Porsche auf das Dach steigen. Knapp 5.000 Euro kostet das Vergnügen. Dafür aber, verspricht Porsche, „verwandelt sich der Sportwagen in ein Hotelzimmer für Naturliebhaber“.

Übrigens in Minutenschnelle. Sicherheitslaschen öffnen, Hardcase anheben unter Mithilfe von zwei Gasdruckdämpfern, dann Teleskopleiter ausfahren, Unterboden ausklappen – schon wölbt sich ein Zelt über den Sportwagen. Hie und da muss es noch mit vier Federstäben in Form gebracht werden. Aber das sieht ja schon richtig gut aus. Auch Anfänger haben schnell ein Erfolgserlebnis. Porsche wäre aber nicht Porsche, wenn man nicht die Qual der Wahl beim Design hätte: Den Hardcase gibt es in Schwarz/Hellgrau oder Schwarz/Dunkelgrau – jeweils nur echt mit einem mattschwarzen Schriftzug an den Seiten. Original Porsche halt. Dieses Label gibt es nur bei besonderen und ausgewählten Produkten. Zum Beispiel auch bei Dachziegeln. Das ist jetzt eine ganz andere Geschichte. Sie ist aber wahr. Wir schwören.

So sieht es aus, wenn die Sonne über dem Saddlerock, ein Felsen geformt wie ein Pferdesattel, aufgeht. Dahinter liegt der kalifornische Teil des Pazifik.

Übernachten im Porsche-Dachzelt: Schlafen unter fünf Millionen Sternen

Manchmal fragt man sich, warum man die Dinge tut, die man so tut. Zum Beispiel in einem Dachzelt auf einen Porsche Taycan Cross Turismo übernachten. Bei acht Grad. Das nächste Guesthouse ist ein paar Meilen entfernt. Immerhin liegt im Zelt eine Matratze, die ziemlich bequem aussieht, außerdem drei Decken und eine Wärmflasche. Und für den Fall, dass es ganz besonders schlimm wird, hat Porsche für das etwas andere kalifornische Übernachtungsexperiment noch eine Pudelmütze, Handschuhe und Socken mit Fellbezug bereitgelegt. Und hoffentlich schnarcht die Nachbarschaft nicht. Die dünnen Zeltwände jedenfalls eignen sich nicht als Lärmdämmung. Kürzlich hatten Gründer bei „Die Höhle der Löwen“ (Vox) mit einem komfortablen Dachzelt ihr Glück versucht – am Ende scheiterte der Deal jedoch. Und selbst für den Cybertruck, der immer noch nicht auf dem Markt ist, hat ein Anbieter schon vor einiger Zeit einen Camping-Aufbau vorgestellt.

Auch Lucy schätzt Übernachten auf dem Dach. Zusammen mit Brock Keen und seiner Frau Sara schläft der Hund auch im Dachzelt, das eigentlich für zwei konzipiert ist.

Übernachten im Porsche-Dachzelt: 150 Nächte liegt Brock auf seinem 996er Porsche

Neben unserem Taycan steht übrigens eine echte Porsche-Ikone: Ein 911er der Baureihe 996. Und im Dachzelt oben drüber sitzt ein echter Kult-Ami. Brock Keen reist auf diese Weise kreuz und quer durch Amerika und ist – was diese Szene anbetrifft – ein echter Superstar in den sozialen Medien (instagram: @996roadtrip).

Auf die spektakulären Roadtrips begibt er sich mit seiner Frau Sara und Hund Lucy. 150 Nächte im Jahr ist er im Jahr so unterwegs, erzählt er: „Wer braucht schon ein Fünf-Sterne-Hotel, wenn er unter für Millionen Sternen schlafen kann.“

Übernachten im Porsche-Dachzelt: Puristisch und dekadent gleichzeitig

Die Sterne sehen wir auch. Durch das kleine Zeltdachfenster weht außerdem ein frischer kühler Wind. Nicht schlecht, weil es hier drin überraschenderweise gemütlich und warm ist. Und das bleibt auch die ganze Nacht so, weil das Zelt gut isoliert ist. Im Morgengrauen öffnen wir sogar die Frontseite. Sonnenaufgang ansehen. Langsam färbt sich der Horizont hinter dem seltsamen Felsen. Saddlerock heißt er, weil er so wie ein Pferdesattel aussieht. An seinen Hängen gedeiht Wein.

Flunder mit Flunder auf dem Dach. Mit dem Taycan geht es problemlos ins Gelände. Vierradantrieb und ein spezielles Gravel-Programm helfen dabei.

Eine beeindruckende Kulisse, an die sich eingefleischte Film- und Serienfans vielleicht erinnern. Hier wurde schon das A-Team verfilmt und auch Knight Rider David Hasselhoff hat dem Gelände der Familie Semler schon seine Aufwartung gemacht. Leicht verknittert schälen wir uns aus der Deckenlandschaft. „Wie war die Nacht“, will Brocks Frau Sara wissen. Sie sitzt auf der Leiter mit einer Tasse Kaffee. Aus der Not heraus fällt uns nur „marvellous“ ein, wunderbar. Schließlich macht man das nicht alle Tage. Einem Porsche auf das Dach zu steigen, um dort zu übernachten – das ist puristisch und dekadent gleichzeitig. Rudolf Bögel

Rubriklistenbild: © Porsche

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